Ändu Steiner blickt zurück
Wir haben mit Ändu Steiner ein spannendes Gespräch geführt über die mehr als 20 Jahre, in denen er zusammen mit seinem Vater Pesche unsere Hockeyschule geleitet und trainiert hat.
Bern 96: Wie haben sich die Zahlen Eurer Hockeyschüler:innen in den letzten 20 Jahren entwickelt?
Ändu: Als wir die Hockeyschule übernahmen, hatten wir ca. 10–20 Kinder. Die Hockeyschule wurde immer grösser und so kamen in den letzten Saisons bis zu 60–70 Kinder zu uns ins Training. Es waren schon früh immer auch Mädchen dabei.
B: Was war Euer Credo?
Ä: Wir wollten möglichst viele Kinder für diesen Sport als gesunde Freizeitbeschäftigung begeistern, damit sie ihn auch noch im Erwachsenenalter betreiben. Es ging uns immer darum, dass die Kinder die Freude an diesem Sport ohne Druck und ohne grosse finanzielle Auslagen entdecken können – unabhängig von Ihrer Herkunft.
B: Weshalb sollen sie gerade Hockey als Freizeitbeschäftigung entdecken?
Ä: Hockey ist eine Lebensschule. Man gewinnt und verliert zusammen. Um ans Ziel zu kommen, muss man manchmal kämpfen, wenn es nicht so einfach läuft. Diese Erfahrung hilft auch später im Berufsleben.
B96: Was haben andere Hockeyschulen von Euch gelernt?
Ä: Wir boten z.B. schon früh zwei Trainings pro Woche an: ein normales und ein Lauftraining. Heute sind wir mit Trainer:innen so gut aufgestellt, dass wir das Lauftraining sogar in 3 Leistungsgruppen durchführen können. So profitieren alle Kinder entsprechend ihrem Niveau. Und wir hatten immer das ganze Eisfeld für unsere Trainings zur Verfügung.
B: Weshalb war für Euch die Arbeit im Nachwuchsbereich sehr wichtig?
Ä: Im Breitensport ist der Nachwuchs das Fundament der Aktivmannschaften. Diese Vereine haben keine grosse Geldsummen, um Spieler anzulocken. Wenn im Verein eine gute Stimmung herrscht, wollen die Spieler:innen nicht weiterziehen oder kommen nach Erfahrungen in anderen Mannschaften wieder zurück in ihren Jugendverein. Mit Events wie dem Bern 96 Cup entsteht eine Zusammengehörigkeit und der Verein «lebt».
Diese 11 Spieler unserer 1. Mannschaft waren als Kind bei Ändu und Pesche in der Hockeyschule :
Levin Fuhrer, Ion Holzer, Ivo Köchli, Dennis Lestander, Nicola Lohri, Anton Ranov, Joël Ruetz, Olivier Ruetz, Sandro Steiner (Sohn von Ändu), Henry Storrer, Lorenz Vögeli
Diese 7 Spieler unserer 2. Mannschaft waren als Kind bei Ändu und Pesche:
Nicolas Huber, Livio Joerin, Leo Köchli, Yannick Nydegger, Lani Schär, Noddy Suter, Joël Trüb
Diese Trainer:innen waren als Kind bei Ändu und Pesche:
Stefania Meroni, Joël Trüb
B: Was braucht es als Hockeyschul-Trainer?
Ä: Man braucht nicht nur Diplome sondern ein sehr gutes Gefühl für die kindergerechte Trainingsvermittlung. Es braucht Fingerspitzengefühl, wie man die Kinder entsprechend ihrem Charakter und ihren Fähigkeiten fördern kann. Hockey muss Spass machen, aber die Trainer müssen auch Grenzen setzen, damit die Kinder etwas lernen.
B: Auf welche Herausforderungen seid Ihr gestossen?
Ä: Es braucht Überzeugungsarbeit, um besorgten Eltern beizubringen, dass Hockey in den unteren Stufen keine grobe Sportart ist.
In unserem polysportiven Sommertraining haben wir immer gemerkt, dass die Kinder sehr unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen, was Sport und Bewegung angeht. Heute bewegen sich viele Kinder weniger als früher. Man merkt dies z.B., wenn sie keinen Purzelbaum machen und schlecht klettern können können. Trotz der grossen Unterschiede versuchten wir, auf alle einzugehen.
B: Worauf seid Ihr stolz?
Ä: Wir sind stolz auf alle Spielerinnen und Spieler, bei denen die Hockey-Begeisterung auch im Erwachsenenalter noch anhält – sei es in der National League, MyHockey League, Women’s League, in der 1., 2., 3. oder anderen Ligen.
Wir freuten uns natürlich immer, wenn ehemalige Spieler:innen wie Dominique Scheurer, Bastian Guggenheim, Yanik Burren und Tim Grossniklaus uns am Swiss Ice Hockey Day auf der KaWeDe besuchten.
B: Wofür seid Ihr dankbar?
Ä: Wir sind extrem dankbar, dass wir mit den kleinsten Kindern arbeiten und ihre Freude spüren durften. Wir haben die frische, direkte und unvoreingenommene Art dieser Kinder sehr geschätzt. Und die Arbeit mit Ihnen hat uns jung gehalten!
B: Kommt Dir zum Abschluss spontan eine lustige Anekdote in den Sinn?
Ä: Ein ganz kleiner Hockeyschüler spielte sein erstes Turnier. An seinem ersten Einsatz war er kaum schlittschuhgelaufen und hatte einen Einsatzradius von nur ca. 2m. Nach dem Linienwechsel kam er zu mir und strahlte mich an und sagte: «Gäu mini Schlöf si super schnäu gsy!!»
(Fotos: Matthias Bill)